Dienstag, 4. April 2017

Nils Andersson: „Kriegsverbrechen in Algerien? Die hat es gegeben ...“

Wie eigenartig! Vor kurzem fiel mir ein Buch über Nils Andersson von einem Franzosen auf französisch in die Hand. Ich dachte: Donnerwetter, das muss ja eine wichtige Persönlichkeit sein, wenn auf französisch über ihn ein Buch geschrieben wurde, und ich kenne ihn nicht. Nie etwas von ihm gehört. Ich frage meinen beinahe allwissenden Freund in Stockholm. Ja, sagte er, er ist bedeutend und war vor allem für die FLN in Algerien von großer Bedeutung. Er hat das Buch ‚La Gangrène‘ (das Krebsgeschwür) über die so widerlichen Folterungen der Franzosen an den Algeriern geschrieben. Und das habe ich im Original seit 60 Jahren in meiner Bibliothek! Die deutsche Ausgabe wurde dazumal in der Bundesrepublik, die ja aus der braunen Diktatur nahtlos in die schwarze Adenauer Diktatur übergegamgen war, nach echter Hitler-Manier verbrannt wie viele andere Bücher auch.
Und heute flattert mir durch den belgischen Newsletter von Michel Collon dieser kurze Artikel von einem Belgier namens Chris den Hond mit einem Andersson-Interview auf den Tisch. Er erzählt in dem Interview, wie schwierig der Kampf der FLN um ihre Unabhängigkeit gewesen ist. In dem Zusammenhang möchte ich auch auf den Film von Simone de Beauvoir verweisen, die mit der algerischen Freiheitsheldin Djamila Boupacha einen Film über ihre Folterer machte (liegt hier auf YouTube). Und ferner über den großartigen Film des Italieners Gillo Pontecorvo „Die Schlacht um Algier“ (ebenfalls auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=rg1-uWkPx84)

Nils Andersson: „Kriegsverbrechen in Algerien? Die hat es gegeben ...“


Chris den Hond
13. März 2017

Aus dem Französischen: Einar Schlereth



Nils Andersson, geboren 1933 in Lausanne von einer französischen Mutter und einem schwedischen Vater, war ein „Kofferträger“ und gehörte zu einer winzigen Minderheit von Franzosen, die konkrete Hilfe für die algerische Front de Libération Nationale FLN leisteten - bei ihren Wohnungswechseln in Frankreich, beim Mieten von Apartments, dem Transport von Koffern mit Geld zur Finanzierung des Unabhängigkeitskriegs. Sie halfen auch bei der Flucht aus Gefängnissen …





Seine Werke, die mit der algerischen Sache zu tun hatten, wurden in Frankreich zensiert oder verboten, besonders seine Berichte über die Netze Jeanson und Curiel. Frankreich verschloss ihm über viele Jahre seine Tür und 1966 führt sein Engagement mit militanten Veröffentlichungen sogar zum Hinauswurf aus der Schweiz, wo er geboren wurde. [Nicht einmal nach Schweden wollte man ihn hineinlassen. Erst als Palme an die Regierung kam, sorgte er dafür, dass Andersson in Lund eine Buchhandlung  eröffnen konnte. Dies berichtete mir der schwedische Freund.]

Jetzt wohnt Andersson gewöhnlich in Paris und ist immer noch militant. Er arbeitet für die Monde Diplomatique, Politis, L‘Humanité, Les Temps Modernes …

Ihr könnt auch einen Auszug aus seiner Autobiographie lesen: „Mémoire éclatée – de la décolonisation au déclin de l‘Occident“ (2016, Éditions d‘En bas), mit einer Einleitung von Michel Collon. Das Interview mit Nils Andersson wurde von Alex Anfruns gemacht: Vom Kolonialismus Frankreichs zur Troïka, eine lange Geschichte des Kampfes (hier: http://www.investigaction.net/nils-andersson-des-crimes-de-guerre-en-algerie-il-y-en-a-eu/#sthash.eLPwpZHv.dpuf).

DAS INTERVIEW UND DAS KAPITEL AUS SEINEN MEMOIREN IST LEIDER  AUF FRANZÖSISCH.


Quelle - källa - source

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