Samstag, 10. Dezember 2016

Präsident Duterte – er kämpft um sein Leben & sein Land


André Vltchek
9. Dezember 2016


Aus dem Englischen: Einar Schlereth


Es gibt ein Gefühl der Veränderung in den engen und elenden Gängen des Baseco Slums in der Hauptstadt Manila der Philippinen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren ist eine wunderschöne, vornehme Lady zu Besuch, die trotz allem bleiben möchte. Ihr Name ist Hoffnung.

Baseco ist eine harte, von Verbrechen heimgesuchte Gegend, mit Hütten aus Kartons und Metallplatten und Blechen und alten rostigen Containern; alles ist durcheinander geworfen, direkt neben der Schiffswerft.

Hier pflegten die Lippen der Menschen verschlossen zu sein,  ihr Gesichtsausdruck völlig verzweifelt. Jetzt sprechen alle, manche lächeln sogar zaghaft, Erwachsene und Kinder, Frauen, die wie 60 aussehen im Alter von 30 Jahren ebenso wie die harten Männer.

„Ich bin für Duterte!“ erklärt Frau Imelda Rodriguez, die als Physiotherapeutin hier arbeitet für das Ministerium für soziale Wohlfahrt und Entwicklung. „Jetzt bekommen die Kinder freie Erziehung und „medizinische Missionen“ liefern medizinische Grundversorgung. Wir erhalten auch Zuschüsse und die Regierung stellt Jobs bereit. Wir haben noch keinen Strom, aber zumindest liefert die Gemeinde freies Trinkwasser.“

In der Nähe wäscht ein Teenager ihre Haare in einem Eimer mit Seifenwasser. Es regnet und alles ist verschlammt. Die Kinder rennen barfuß herum und manche leiden offenbar an Fehlernährung.

„So vieles muss noch getan werden,“ schließt Frau Imelda. „Aber so viel ist bereits getan worden.“

Leute beklagen sich über die hohe Verbrechensrate, über die Drogen-Gangs. Ich besuche Slums und riesige Friedhöfe, die von den Ärmsten der Armen bewohnt werden: ich spreche mit Menschen in Supermärkten und Bürotürmen.

Im Südfriedhof erklärt ein Wachmann: „Präsident Duterte fordert die strikte Einhaltung der Regeln. Verbrechen geht jetzt drastisch zurück.“

Der sich selbst sozialistisch nennende 'Presidente' Rodrigo Duterte genießt eine überwältigende Unterstützung des Volkes – man schätzt sie auf 70 Prozent der Bevölkerung.
„Er liest sehr viel. Er ist stark von Hugo Chávez beeinflusst“, erklärt Roland Simbulan, Professor an der Universität der Philippinen in Manila. „Er ist sehr kritisch gegenüber dem westlichen Imperialismus in Afghanistan, Irak, Syrien und natürlich in seinem Land …. Er ist wütend, wie der Westen die Flüchtlinge behandelt aus den Ländern, die er im Nahen Osten destabilisiert hat. Er bietet an, sie aufzunehmen, sie in den Philippinen willkommen zu heißen.“

Duterte hat den Ruf errungen, auf alles einzuschlagen, vom westlichen Imperialismus bis zum Präsidenten Obama, auf den Papst Francis (in diesem streng katholischen Land), die EU und die UNO. Er hat gedroht, alle US-Militärbasen zu schließen und sein Land näher an China und Russland anzulehnen. Um seinen Ernst zu bekräftigen, hat er alle gemeinsamen US-Philippinen Militärübungen eingestellt.

Präsident Putin ist sein Held. Er ist deutlich links ausgerichtet und er verachtet den Kolonialismus. Er spricht oft über den „Genozid“, der von den USA an seinem Volk verübt wurde im 'Philippinen-Amerikanischen Krieg'.

Er weigert sich, China zu provozieren und zu schikanieren. Er steht auf Seiten der Armen, führt soziale Programme ein und verbessert sie. Er entlässt nach und nach politische Gefangene und verhandelt aktiv über Friedensabkommen mit den marxistischen und moslemischen Guerillas und sucht nach Friedensabkommen und territorialen Kompromissen mit China.

Er explodiert gelegentlich, beleidigt, nimmt es zurück, aber er strebt ständig vorwärts.

„Wenn Duterte zu schnell vorangeht, wird er von der Armee gestürzt,“ erklärt Prof. Simbulan. „Er ist ein 'outsider'. Die Polizei und die Armee ist ihm nicht wohlgesonnen. Die meisten Top-Offiziere sind in den USA ausgebildet worden. Er versucht, sie zu beschäftigen, besucht die Militärlager im ganzen Land, erklärt, warum er politische Gefangene entlässt und warum er linke Leute in seine Regierung holt.“
Nach Jahrhunderten des Kolonialismus, nach der schändlichen Kollaboration der militärischen und zivilen 'Eliten', muss Dutertes Revolution gemäßigt sein, muss nach und nach vorwärts gehen.

Prof. Simbulan ist vorsichtig optimistisch: „Ich schätze Duterte positiv ein. Dutertes antiimperialistische Politik geht über Rhetorik hinaus; sie ist echt und beständig. Selbst als Bürgermeister in Davao verbot er alle US-philipinischen Militärübungen. Die USA versuchten zu verhandeln; sie boten ihm einen Haufen Geld. Sie wollten eine riesige Drohnen-Basis auf Mindanao bauen, aber Duterte lehnte ab, ganz entschieden. Sein Handlungen zeigen: wenn es unüberwindbare Widersprüche gibt, stellt er sich immer auf die Seite der Linken.“

In Davao erklärt Frau Luzwiminda Ilagan, früher Mitglied im Kongress: „Nachdem Bürgermeister Duterte 2003 erklärte, dass er in seiner Stadt keine US-militärischen Übungen erlaube, wurde Davao zweimal gebombt. Eine Bombe explodierte am Flughafen und eine andere im Hafen.“

Die MSM im Ausland und hier greift Duterte unaufhörlich an, wegen seines Krieges gegen das Verbrechen, die Drogen und wegen Korruption. Es wird auch ständig wiederholt, dass er den früheren Diktator Marcos auf den 'Helden- Friedhof' umbettete.“

Auf dem Südfriedhof erklärt ein dortiger Bewohner: „Kleine Drogenhändler widersetzen sich der Verhaftung. Sie töten Polizisten; sie haben nichts zu verlieren. Es ist ein richtiger Krieg. Jene, die von außergerichtlichen Morden sprechen, kümmern sich nur um die Kriminellen, nicht um uns, die Bürger.“

Das wird immer wieder zum Ausdruck gebracht in den Slums.
„Duterte ermutigt die Polizei, aktiv zu werden,“ erklärt Eduardo Tadem, ein führender Akademiker und Professor für asiatische Studien (UP). „Er ist Anwalt, er hält sich an die gesetzlichen Grenzen. Bisher wurden 5000 getötet, aber wer tötet denn eigentlich? Vigilanten, Motorgangs … Die Verbrechensrate war entsetzlich: Morde, Entführungen, Kleinverbrechen. Die Leute haben die Nase voll von Verbrechen. Sie unterstützen alles, damit das aufhört.“


Prof. Roland Simbulan
Ilagan erklärt weiter: „Wenn wir über außergerichtliche Morde sprechen, dann müssen wir prüfen, ob die wirklich von den Behörden befohlen wurden. Duterte legte die Namen vor: darunter waren Spitzen-Militärs und Polizei-Generäle! Jetzt sind viele tot. Aber die internationalen Menschenrechts-Organisationen stellen Dutertes Rolle völlig falsch dar. Und die zweite Sache ist die, dass die Zahl der getöteten Menschen in diesem Land tatsächlich rückläufig ist. Früher, unter Aquino, waren die Ermordeten meistens arme Bauern, indigene Leute und städtische Arme; Leute, die für ihre grundlegenden Menschenrechte kämpften. Unter Gloria Arroyo wurde den ausländischen Bergwerkunternehmen sogar die Erlaubnis erteilt, Demonstranten zu erschießen. All dies ist jetzt vorbei.“

Der Präsident ist trotzig, besonders wenn Kritik aus dem Ausland kommt: „Ich kniee vor niemandem anderen als vor einem Filipino in Quiapo, der in Elend daherkommt und in extremer Armut und Wut.“

Eduardo Tadem glaubt, dass die Beerdigung des früheren Diktators Marcos auf dem 'Heldenfriedhof' ein großer Fehler war. „Marcos hat dieses Land ruiniert,“ aber er sagt, dass der Akt nicht ideologisch war; es war Pragmatismus und 'persönliche Bindungen'. Duterte gab der Familie Marcos ein Versprechen. Vor den Wahlen akzeptierte er kein Mitglied des Markos-Klans als Vize-Präsident, aber er brauchte die Stimmen ihrer Anhänger.

„Das Kriegsrecht war ein US-Projekt,“ ruft Dr. Reynaldo Ileto aus, ein führender Historiker. „Aber jetzt redet man nur über Marcos. Unter Ramos und anderen gab es auch furchtbare Übergriffe. Der Friedhof trägt den 'Helden'-Namen, aber tatsächlich sind fast alle früheren Präsidenten dort begraben. Der Fokus auf Marcos ist bewusst, um Duterte zu diskreditieren und die wirklichen Fragen zu umgehen. Viele Leute von der Linken, sogar Marxisten, arbeiteten sogar mit Marcos. Dutertes Vater war ein kleiner Minister im Kabinett von Marcos, aber seine Mutter war eine Figur des Widerstands."
Sie spielte eine extrem wichtige Rolle in der Protest-Bewegung gegen Marcos,“ bestätigt Frau Ilagan. „Sie war beredt, furchtlos, und sie hatte großen Einfluss auf ihren Sohn. Lasst uns auch daran erinnern, dass unter dem Kriegsrecht Duterte als Staatsanwalt in Davao arbeitete, und er hat viele Gefangene gerettet, viele Aktivisten.“

Dr. Ileto gibt ein persönliches 'Urteil' über Präsident Duterte ab: „Er leistet eine großartige Arbeit. Er ist verständnisvoll mit China, während der Westen alles tut, um China zu verärgern. Dies ist eine wichtige Frage. Denk an unsere Vergangenheit: Präsident Arroyo besuchte zuerst China, bevor sie in die USA fuhr. Sie näherte sich China an. Sie wurde bestraft: sie klagten sie wegen Korruption an.“

Wir diskutierten Argentinien, Brasilien und die Ukraine und wie der Westen 'Menschenrechte' und 'Korruption' erfindet oder übertreibt, um legitime Regierungen zu ächten oder gar zu stürzen.

Jetzt ist der Prozess, den rebellischen Präsidenten der Philippinen zu diskreditieren, bereits in vollem Gang. Könnte Dutertes liberale Vizepräsidentin Leni Robredo (vor kurzem aus dem Kabinett geflogen) vom westlichen Establishment zu einem Star gemacht werden? Sie ist pro-Washington, sie ist gegen Dutertes 'Kriege' und vor allem ist sie gegen die zunehmend engere Beziehung zu China. Vielleicht reiht sie sich bald unter die Führer der 'Farben-Revolutionen' ein, da sie die „gelbe“ Liberale Partei führt.

„In Mindanao sprechen die Leute vom 'imperialistischen Manila'“ erklärt Frau Ileto. „Duterte ist aus dem Süden, er ist ein anti-Imperialist, er verteidigt das Volk, und die Eliten in Manila hassen ihn deswegen. Er schimpft und flucht, er ist schließlich Visaya – wir sind so – offen und geradeheraus. Zuerst dachten sie, er sei ein Witz, aber er gewann, er berührte das Volk. Er spricht seine Sprache; er ist wirklich.“

„Was wird passieren, wenn er gestürzt oder ermordet wird?“ fragte ich sie direkt hier in ihrer Stadt Davao auf der Insel Mindanao.

„Das wäre eine echte Explosions-Gefahr; vielleicht sogar ein Bürgerkrieg,“ sagt sie mir. „Und die Leute aus Mindanao wären an der vordersten Front.“



Andre Vltchek
andreVltchek

André Vltchek ist ein Philosoph, Romancier, Filmemacher und investigativer Journalist. Er berichtete über Kriege und Konflikte in dutzenden Ländern. Seine neuesten Bücher sind „Exposing Lies Of The Empire“ und „Fighting Against Western Imperialism“. Diskussion mit Noam Chomsky: On Western Terrorism. Point of No Return ist sein von der Kritik gelobte politische Roman. Oceania – ist ein Buch über den westlichen Imperialismus im Süd-Pazifik. Sein provokatives Buch über Indonesien heißt: „Indonesia – The Archipelago of Fear“. André macht Filme für teleSUR und Press TV. Nach langjährigem Aufenthalt in Lateinamerika und Ozeanien wohnt und arbeitet Vltchek gegenwärtig in Ostasien und dem Nahen Osten. Er kan auf seiner website und Twitter erreicht werden.


Quelle - källa - source

2 Kommentare:

  1. bin begeistert über den Bericht. Duterte hat noch viel Arbeit vor sich.
    Sein Weihnachtsgruss hat mich sehr beeindruckt.
    Dutertes Weihnachtsgruß: „Frohe Weihnachten ihr Drogendealer, Diebe und korrupten Verbrecher“

    https://deutsch.rt.com/kurzclips/44035-dutertes-weihnachtsgruss-frohe-weihnachten-drogen/

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  2. Ja - ein Land braucht eine harte Hand die durchgreift - anders geht es nicht. Er ist hart in seiner Ausdrucksweise - manchmal - aber manche verstehen auch keine andere Sprache - hart aber herzlich und vor allem was wichtig ist: EHRLICH!

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