Dienstag, 29. November 2016

John Pilger: „Ich habe diesen Film gemacht, um das Schweigen über den Atomkrieg zu brechen“.

Alex Anfruns

28. November 2016

Aus dem Französischen: Einar Schlereth

Der kommende Krieg gegen China
Alex Anfruns (AA): Am 5. Dezember wird Ihr neuer Film „Der kommende Krieg gegen China“ zum ersten Mal in England gezeigt. Können Sie uns davon erzählen?

John Pilger (JP)
: „Der kommende Krieg gegen China“ beschreibt die massive  Verstärkung der amerikanischen Luft - und See-Streitkräfte in Asien und im Pazifik, wobei China im Fadenkreuz liegt. Der Film behandelt sowohl die Propaganda als auch die militärische Provokation; die Informationen sagen uns, dass China den Frieden in der Region bedroht, weil es Landebahnen auf den im Südchinesischen Meer liegenden Inseln baue; aber das verbirgt die Tatsache, dass die USA China mit 400 Militär-Basen umzingelt haben (von den Raketen, Flugzeugen und Kriegsschiffen gar nicht zu reden), was ein Strategie-Spezialist die „perfekte Schlinge“ nennt.

Der Film beginnt auf den Marshall-Inseln, wo eine ähnliche Bombe wie auf Hiroshima jeden Tag zwölf Jahre lang getestet wurde. Es wird damit ein geheimes Programm (das Projekt 4.1) enthüllt, das ein ganzes Land in Versuchskaninchen verwandelt hat. Dort ist es, wo die USA eine ihrer geheimsten Basen gebaut haben, die ein Gebiet vom Pazifik bis nach China kontrolliert.

AA: Warum haben Sie den Film gerade jetzt gemacht?

JP: „Der kommende Krieg gegen China“ versucht das Schweigen zu brechen über den Atomkrieg, der laut Militärexperten nicht mehr unvorstellbar, sondern „eine Eventualität“ ist; er beschreibt einen neuen Kalten Krieg, in dem die „Frontlinien“ nicht mehr so leicht zu erkennen sind wie in dem früheren Kalten Krieg, und die Risiken und die Gefahren viel größer sind.

AA: Genau wie China scheint Russland auch ein wichtiges Ziel zu sein. Was halten Sie von der Entscheidung der britischen Richter, die Bankkonten von Russia Today zu schließen? Und was denken Sie über die jüngste Resolution des Europa-Parlamentes gegen die russischen Medien, die auf dieselbe Ebene wie die Terroristen-Propaganda gestellt werden?

JP: Die Entscheidung, die Konten von RT zu sperren, ist von den Banken getroffen worden, denn sie fürchten, Gegenstand für Strafen wegen „Verletzung der Sanktionen“ gegen Russland zu werden. Doch hat man gerade Russland informiert, dass die Entscheidung noch diskutiert wird und es momentan noch keine unmittelbare Gefahr für die Konten gibt. Egal, die Episode zeigt jedenfalls die anti-russische Hysterie, die von der Obama-Verwaltung und auch der EU entfacht wird.

AA:
Sie haben kürzlich erklärt, dass „ein Weltkrieg bereits begonnen hat … und zwar der Propaganda-Krieg“. Was können die Leute tun auf dem Schlachtfeld der Information?

JP: Was die Leute tun müssten, wäre, sich in einer großen Bewegung zusammenzuschließen, die fordert, dass ihre Regierung aufhört zu plündern und andere Länder anzugreifen.  Sie dürfen sich nicht ablenken lassen von der Politik der Innenschau (der „Identitäts-Politik“) und der falschen Realitäten der Medien, die nichts anderes sind als Erweiterungen der blindwütigen Macht, die von Washington Paris, Brüssel und London ausgeübt wird.

AA: Die Wahl von Trump hat eine lebhafte Debatte entfacht in den USA und in Europa. Selbst gewisse Analytiker der Linken haben den Willen von Trump begrüßt, die Beziehungen mit Russland zu normalisieren. Teilen Sie deren Optimismus?

JP: Das Wort „Beschwichtigung“ ist ein Begriff, der aus der Propaganda des Kalten Krieges stammt: Allzu viele Leute in Europa und den USA schweigen gegenüber den kriegerische Anwandlungen ihrer Regierungen. Als sich in Paris im vergangenen Jahre die Grausamkeiten zutrugen, hat Hollande die Luftwaffe losgeschickt, um Syrien zu bombardieren. Mit welcher Konsequenz? Dass er wahrscheinlich andere Grausamkeiten entfesselt hat.

AA: Könnte Trump nicht weniger kriegerisch sein als Clinton?

JP: Man sollte sich keine Sorgen machen, wer den Frieden zwischen Russland und Europa macht, bevor der Frieden geschlossen ist. Die Alternative ist der Krieg und mit höchster Wahrscheinlichkeit der Atomkrieg.

AA: Zahlreiche Leute fürchten ja, ein ähnliches „Erdbeben“ zu erleben in Ländern wie Frankreich, wo die Front Nacional 2017 in den Élysée einziehen könnte … [Die Sorge hat sich erledigt. Sie wird nicht einziehen. D. Ü.]

JP:
Wenn die Front National 2017 im Élysée sitzt, wer ist dann voll verantwortlich? Die Liberalen, die Leute, die sich selbst oft als „Linke“ bezeichnen. Vielleicht sollten sie sich mal im Spiegel ansehen; sie sind es, die keine starke Bewegung zustandebrachten, um sich der Sparpolitik zu widersetzen und der Kriegshetze der Regierung. Libyen ist zerstört worden durch die Bombenflugzeuge von Hollande, Clinton und Cameron.

Nachdem Gaddafi ausgeschaltet wurde und sein moderner Staat zerstört wurde, sind die Waffen nach Süden geflossen. Diese stupide Kriegshetze sowie die bewusste Zerstörung von Libyen haben die Tore geöffnet für die Emigranten-Ströme aus Afrika. Die sogenannte „Flüchtlingskrise“ in Europa ist die direkte Konsequenz der westlichen Angriffe auf die fragilen Stammes-Gesellschaften. Und wer hat sich widersetzt von denen, die seitdem sich aufregen über Trump und Le Pen?


„Der kommende Krieg gegen China“ kommt am 5. Dezember in England in die Kinos und wird am 6. Dezember über das ITV-Netzwerk verbreitet. Im nächsten Jahr wird er in den USA, in Lateinamerika und in Australie gezeigt werden. Es wird immer noch ein Verleiher für Europa gesucht. Um den Produzenten zu kontaktieren: http://thecomingwarmovie.com/contact

Übersetzung aus dem Englischen für Investig'Action von Rémi Gromelle. Hier ist die englische Version:
http://www.investigaction.net/en/john-pilger-i-made-this-film-to-break-a-silence-about-nuclear-war/

1 Kommentar:

  1. "[Die Sorge hat sich erledigt. Sie wird nicht einziehen. D. Ü.]" Weshalb nicht?

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