Donnerstag, 14. April 2016

Wo sind Marx und Lenin, wenn wir sie brauchen?


Diese Frage habe ich mir ja schon öfters gestellt, aber wenn das ein ehemaliger hoher US-Beamter sich fragt, dann muss irgendetwas in dem Laden verdammt schief laufen. Nun ja, auch wenn er nach einer Revolution schreit, fällt es mir schwer zu glauben, dass er wirklich weiß, wovon er spricht.
Marx und Lenin

Wo sind Marx und Lenin, wenn wir sie brauchen?


Paul Craig Roberts
9. April 2016
Aus dem Englischen: Einar Schlereth

Marx und Lenin waren ihrer Zeit voraus. Marx schrieb, vor dem offshoring der jobs und vor der Finanzialisierung [das wird hier so erläutert, dass die Finanzmärkte die industrielle Ökonomie und Landwirtschaft beherrschen. D. Ü.] Lenin stand einer kommunistischen Revolution vor, die voreilig handelte in einem Land, in dem feudale Elemente noch über den Kapitalismus herrschten. Im 21. Jahrhundert ist Amerikas Kapitalismus nicht eingeschränkt von Regulierungen, die ihn demokratisierten und der Gesellschaft dienstbar machten. Heute ist der Kapitalismus finanzialisiert mit der Konsequenz, dass seine Produktivkraft im Dienst der Schulden gesogen wird.

Als ich noch ein junger Mann war, war eine Person mit einer Million Dollar sehr reich. Jeder mit ein paar Millionen wurde als reicher als nur reich angesehen. Heute gibt es Leute, die tausende Millionen Dollars haben.


Wenige verdienten ihre Milliarden durch die Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die an Konsumenten verkauft wurden.

Die neoliberalen Ökonomen, die eine ökonomische Politik verschrieben nicht nur im Westen, sondern auch in Russland und China, behaupten fälschlicherweise, dass erhaltenes Geld verdientes Geld sei. Wie kamen die weniger als Ein-Prozenter wirklich an ihre tausenden Millionen? Sie bekamen sie durch politische Beziehungen und durch rein finanzielle Transaktionen.

Als die Sowjetunion auseinanderfiel als Konsequenz der Verhaftung von Präsident Gorbatschow durch kommunistische Hardliner [ganz neue Variante, ohne dass die USA ein Fingerchen mit im Spiel hatte? D. Ü.], hatten Individuen mit prima Beziehungen in Russland und der sowjetischen Provinz der Ukraine, besonders jene, die auch noch gute Beziehungen in Washington und Israel hatten, plötzlich riesige Vermögen, die zuvor staatliches Eigentum waren.

In den USA entstehen Milliardäre durch Bankdarlehen, um Unternehmen durch Druck zu übernehmen. Die Übernahme erzeugt Reichtum für den neuen Besitzer, indem die Pensionen gekürzt werden und mit dem Bargeld des Unternehmens das Darlehen zurückgezahlt werden. Oft werden das Unternehmen und die Angestellten ruiniert, aber der Übernahme-Künstler zieht mit einem Haufen Geld vondannen. Manipulation von anfänglichen öffentlichen Angeboten sind eine andere Quelle für Reichtum genau wie auch verbriefte Derivate.

Klassische Ökonomen und Michael Hudson heute definieren diese Profite als „ökonomische Mieten“, Einkommen, die keine Vermehrung von wirklichem Output oder Produkten erfordern. Mit anderen Worten, die Gewinne dieser Milliardäre sind eine Form des Parasitismus, basierend auf Ausbeutung und nicht auf Produktion von realem Output. Die Gewinne resultieren vom Abziehen der Einkommen aus der Produktion in den Dienst der Schuld.

Die heutigen kapitalistischen Ökonomien sind weit weniger funktional, als Marx annahm. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben die westlichen Ökonomien niemandem gedient außer den sehr Reichen und die ausgebeuteten Massen wurden ihrer Ausbeutung unterworfen. Die westliche Öffentlichkeit könnte genausogut Sklaven sein.

Es gibt keinen Grund für eine Person, tausende Millionen Dollar zu haben. Das Geld erhebt die politische Macht von Individuen über die Macht der Wählenden. In Wirklichkeit, wird das Geld das Wahlvolk. Das Geld wird benutzt, um politische Kontrolle zu gewinnen, was die repräsentative Regierung zerstört. Milliardäre wie Sheldon Adelson, George Soros und die Koch Brüder benutzen ihre Milliarden um die US-Regierung in ihrem Interesse zu kontrollieren. Ein republikanisches Höchstes Gericht hat es leichter für sie gemacht.

Der Aufstieg der Finanzmacht in Russland und China hat private Machtzentren in jenen Ländern geschaffen, so wie in den USA, die von der Regierung unabhängig sind. Diese Machtzentren haben das Potential, die Regierung an sich zu reißen und öffentliche Ämter zu benutzen, um noch mehr Reichtum in noch weniger Händen zu konzentrieren. Privatisierungen in Russland und China werden die unabhängige Macht der engstirnigen privaten Interessen stärken, wie es in Europa und England geschehen ist. Eine neoliberale Ökonomie garantiert, dass am Ende privates Geld die Regierung kontrolliert.

Oxfam, eine internationale Hilfsorganisation aus Oxford in England berichtet, dass 62 Milliardäre die Hälfte des Reichtums der Welt besitzen. Es war Warren Buffet, einer der reichsten Mega-Milliardäre, der sagte, dass sein Sekretär mehr Steuern bezahle als er. Wenn Regierungen so etwas nicht korrigieren, dann wird es die Revolution tun.

Aber offenbar wollen es die Wähler nicht, zumindest nicht in den USA. Hillary repräsentiert die EINPROZENT, wie die 153 Millionen $ an Vortrags-Honoraren bezeugen. Die 99 Prozent zerstören sich selbst, wenn sie für Hillary stimmen . H. L. Mencken hatte Recht: die große Mehrheit der Amerikaner sind Trottel.
Fußnote:
http://www.marxist.com/sixty-two-billionaires-own-half-the-world.htm


Dr. Paul Craig Roberts war Sekretär im Finanzamt und Mitherausgeber des Wall Street Journal. Er hat für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften geschrieben. Sein neuestes Buch heißt: The Neoconservative Threat to World Order (Die neokonservative Bedrohung der Weltordnung).

Quelle - källa - source

7 Kommentare:

  1. 1) Marx / Engels haben wissenschaftlich vollendet was Aristoteles, Wiliam Petty, Adam Smith, David Ricardo - mangels Erfahrung mit dem Industriekapitalismus - noch nicht konnten.
    Wer die drei Kapitalbände nicht kennt, hat die Welt verpennt.
    2)Da geht es eben NICHT, um Ideologie, sondern um VWL. Man versteht nach der M/E Lektüre, dass Mikroökonomik und auch BWL oder Hauswirtschaftslehre Wirtschaft NICHT erklären können; sondern mehr Symptome diskutieren und Teilgebiete abhandeln.
    3) Ich will KEINEM zumuten, sich mit den Kapitalbänden alleine oder ohne Vorkenntnisse rum zu schlagen.
    Alles was nach Marx / Engels wie "subjektive Wertelehre", "Grenznutzentheorie", der Kapitalismus hörige John Keyens oder der neoliberale Faschist Milton Friedan kam, konnte nur Teilgebiete analysieren. Und selbst diese kleinen Teilgebiete waren / sind noch nicht mal beweisbar, also : sie sind sogar oft widerlegt worden.
    4) Da ich selber schon einige Monate keine Ökonomiekurse mehr gebe, empfehle ich
    a) Bei ML-Werke online (Band 3) kostenlos und einach - ist ausnahmsweise wirklich einfach - mal über das zinstragende Kapital zu lesen.
    Erwünschte Nebenwirkungen : Die Verschwörungs Freaks, die künstlich zwischen raffenden und schaffenden Kapital unterscheiden werden ebenso entäuscht sein wie die dummen Zinseszinssekten, unterbelichteten Blasentheoretiker und Goldstandardanhänger. Letztere kommen meist aus dem Edelmetall Handel und wollen einfache Menschen wie Du und ich abzocken.
    b) Im Marx Forum kann man Fragen stellen. Aber die haben auch ein sehr gutes ökonomisches Lexikon und verweisen auf hoch kompetente Gastbeiträge. Vor allem leicht erklärt.
    Politisch mag ich das Marx Forum nicht. Die hetzen zu sehr - und vor allem im westlichen Sinne - gegen Lenin, Stalin und die DDR. Aber was besseres zu M/E in Deutscher Sprache kenne ich nicht.

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    1. Nein, das ist ganz bestimmt keine Ideologie.... und wer daran zweifelt muss wohl ein Faschist sein lmao.
      Schade dass ich heute keine Zeit habe PCR gründlich zu zerpflücken.

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    2. Was da dieser P.C.Roberts da so von sich gibt, ist ja weißgott nichts Neues. Über Marx und Lenin zu plaudern, ohne auch nur soviel davon verstanden zu haben, wie Dreck unter einen Fingernagel geht, versetzt er vielleicht die halbgebildete US-amerikanische Welt in Erstaunen, beweist in Wahrheit aber nur, wie wenig man sich mit der Geschichte und insbesondere mit der politischen Ökonomie (die es ja mindestens seit 1848 gibt!) beschäftigt hat.

      Auch diese "marxists" haben es in den vergangenen 25 Jahren zu nichts weiterem gebracht, als Marx zu "verteidigen" (Wieso muß man Marx eigentlich "verteidigen"?) und lediglich festzustellen, was ohne Anstrengung zu erkennen ist.

      Der Marxismus ist ein offenes Buch. Man muß es nur studieren und die Wissenschaft von Marx, Engels, Lenin und Stalin in die Massen tragen:
      https://sascha313.wordpress.com/?s=marxismus

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  2. "Diese Frage habe ich mir ja schon öfters gestellt, aber wenn das ein ehemaliger hoher US-Beamter sich fragt, dann muss irgendetwas in dem Laden verdammt schief laufen. Nun ja, auch wenn er nach einer Revolution schreit, fällt es mir schwer zu glauben, dass er wirklich weiß, wovon er spricht."

    Die Analysen von Paul Craig Roberts treffen so gut wie immer ins rote, aber hier unterschätzt er die Tragweite einer tatsächlichen Revolution.
    Wer, wie einige Marx, Engels und Lenin gelesen und verinnerlicht haben, weiß, daß der Kapitalismus mit Waffengewalt, Lügen, Schmutz und allem was man Menschen an Schrecklichem antun kann, verteidigt wird, der weiß auch, daß der Sozialismus, die erste Stufe zum Kommunismus, nicht mit den Worten "Liebe deinen Nächsten (auch noch wie dich selbst)" errichtet und verteidigt werden kann.
    Da haben Engels und besonders Lenin nach den Erfahrungen der Pariser Kommune klare Schlüsse gezogen.
    Der Sozialismus muß verteidigt werden! Und nicht nur zur Not mit Waffengewalt, sondern immer!
    Denn der Gegner kennt keine demokratischen Regeln!!!

    Paul Craig Roberts denkt da wohl eher an eine demokratische Revolution, nach der sich die herrschende Klasse an die Spielregeln hält.
    Was dabei herauskommt zeigt das Beispiel Allende, der sogar ohne Revolution eine Art demokratischen Sozialismus einführen wollte.

    Nichtsdestotrotz schätze ich die Kommentare von Paul Craig Roberts als hochwertig ein, aber mit der Revolution liegt er ein wenig falsch.
    Was dabei herauskommt war in Paris, wie auch in Chile eine Tragödie. Das muß nicht wiederholt werden.

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  3. Lieber WMS, ich stimme dir vollkommen zu. Aber das Elend ist ja, dass selbst die gebildeten Bürger eigentlich sehr ungebildet sind. Wir haben die Werke beider Seiten zur Kenntnis genommen, aber die Bürger nur die der einen Seite, im besten Fall eine Broschüre über Marx. Ich habe Roberts mal einen wirklich ganz groben Fehler nachgewiesen (er unterstellte Lenin einen Satz, den er nie gesagt hat). Da hat er nur arrogant geantwortet, ich solle sein Buch über Lenin lesen. Da ist er in meiner Einschätzung einige Stufen tiefer gerutscht. Vor allem begreifen sie nicht (oder wollen partout nicht wahrhaben), dass der Faschismus die höchste Form des Kapitalismus ist. Da kann man reparieren so viel man will, am Ende kommt Faschismus heraus. Mit herzlichem Gruß Einar

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    1. Danke, Einar! Da stimme ich Dir völlig zu!

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  4. Unglaublich, aber wahr Gott ist immer groß. Nach mehreren Versionen meiner Bewerbung von der Bank, erhielt ich ein Darlehen durch eine sehr nette Dame. Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an ihr per E-Mail an: marilinetricha@mail.ru es Darlehen in Höhe von € 3.000 bis € 3.000.000.000 bis jemand in der Lage zur Rückzahlung es mit Interesse an einer niedrigen Rate von 2 bietet % nicht, dass die Nachricht zweifeln. Dies ist eine perfekte Realität. Verbreiten Sie das Wort an Freunde und Familie, die in Not sind.
    Rückzahlung beginnt fünf Monate nach Ihrer Kredit-Empfang
    Gott segne Sie.

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