Mittwoch, 16. Oktober 2013

Russland unglücklich über US-Abzug aus Afghanistan?


Einar Schlereth


16. Oktober
US-Truppen raus aus Afghanistan
Am 10. Oktober 2013 gab Lawrow ein Interview im Russia Today Fernsehen, in dem er seine Unzufriedenhei mit dem für Ende 2014 geplanten Abzug der US- und NATO- Streitkräfte aus Afghanistan zum Ausdruck brachte (siehe hier). Der alte Hase der russischen Diplomatie hat offenbar immer noch nicht die Amerikaner durchschaut. Wo die einmal sitzen, da sitzen sie wie die Zecken. Sogar in den im Weltkrieg besiegten Ländern Deutschland, Japan, Italien sitzen sie nach fast 70 Jahren immer noch fest. Außerdem hat Kerry gerade mit Karzai ausgehandelt, dass mehrere tausend US- Truppen auch nach 2014 im Lande bleiben werden. Es war also nur ein kleiner Scherz Obamas, dass sie endgültig abziehen werden.

Das zum einen. Zum anderen muss man sich fragen, wieso gerade Russland, das schließlich zum afghanischen Debakel beigetragen hat, unglücklich über einen US-Abzug sein soll. Der größte Feind Russlands sind schließlich nicht die Taliban sondern die Amerikaner und je weiter weg sie von den Grenzen Russlands sind, umso besser. Hat Lawrow vergessen, dass die Taliban von Anfang an ein Instrument der USA gewesen sind, mit dem sie nach Afghanistan hinein gelockt wurden?
Wie stellt er sich denn das vor? Noch ein, zwei, drei Jahrzehnte Krieg an der südlichen Flanke? Ist durch die vergangenen fast 30 Jahre Krieg irgendetwas gelöst oder erreicht worden? Außer Elend und Zerstörung und unendliches Leiden für die Bevölkerung? Weder die USA noch Russland haben ihr strategisches Ziel erreicht. Lawrow sagt, dass er fürchte, dass Afghanistan destabilisiert werde und ihre nationalen Interessen bedroht würden. Meint er etwa, dass Afghanistan jetzt stabil sei und die riesigen US-Basen nicht Russlands nationale Interessen bedrohen? Das kann doch nicht sein Ernst sein.

Der Außenminister kommt dem Kern des Problems näher, wenn er den anhaltenden Friedensprozess bzw. den fehlende Fortschritt kritisiert und außerdem davor warnt, dass die USA mit den Taliban separat unter Ausschluss Kabuls verhandeln. Eine diplomatische Lösung könne nur erreicht werden, wenn alle politischen, ethnischen und religiösen Parteien eingeschlossen werden. D. h. auch die Taliban. Es ist ja nicht so, dass die Taliban nicht lernfähig wären. Sie haben z. B. längst die Notwendigkeit von allgemeinem Unterricht, auch für Mädchen eingesehen. Oder die Notwendigkeit von medizinischen Einrichtungen und Krankenhäusern.

Dies ist also der richtige Ansatz. Und – so könnte man hinzufügen – wenn endlich alle Ausländer die Lösung der afghanischen Probleme den Afghanen überließen. Und wenn sowohl Russland als auch die USA einsähen, dass sie für ihre Einmischung und Aggression Schadensersatz leisten müssten. Würden dem Land obendrein völlig bedingungslos einige Milliarden zur Verfügung gestellt für den Wiederaufbau und einen Neustart, wäre dies das beste Mittel gegen die Ausbreitung religiöser Engstirnigkeit und Intoleranz. Aber so viel Einsicht ist wohl zu viel verlangt.

1 Kommentar:

  1. JA, hier gibt es verschiedene Motiwe. Russland hat USA in Afghanistan "geholfen", z B mit Transport über Uljanowsk dass so teuer ist dass es Nato billiger ist die gebrauchte Technik herauszufliegen. Schwer sich zu vorstellen. z B. 4 000 bombgesicherten Autos soll nach Kuweit transportiert werden . Ein C-17-Flug kann nur 4 pro Reise mitbringen!
    Alles zum Glüch des Vereteidigungsindustrie.
    Stefan lindgren

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