Mittwoch, 13. März 2013

FUKUSHIMA ist nicht vergessen – wenigstens nicht in Indien


Wir alle dürfen Fukushima nicht vergessen. Am wenigstens tun es die Inder, wo die Regierung halsstarrig riesige AKWs in Betrieb nehmen will.



Nityanand Jayaraman
12. März 2013
Vor 2 Jahren zerstörte ein Erdbeben und ein Tsunami einen großen Teil der Fukushima-Präfektur. Wären es nur diese Katastrophen gewesen, hätte alles wieder aufgebaut werden können, nachdem das Wasser abgelaufen war, und die Trümmer hätten beseitigt werden können. Doch die folgende Kern-Schmelze wird die Region für Jahrzehnte unbewohnbar machen, wenn nicht länger.

Die vom japanischen Parlament eingesetzte unabhängige Kommission zur Untersuchung des Unglücks bemerkte, dass die Natur-Katastrophe zwar die nuklearen Ereignisse bedingt hätten, aber dass die Kern-Schmelze „durch und durch menschengemacht“ war. Die Kommission kam zu dem Schluss, dass „Der Unfall das Ergebnis den geheimen Absprachen zwischen Regierung, der Aufsichtsbehörde und TEPCO und dem Mangel an Führung durch diese Parteien geschuldet ist“.
In Indien, wie in Japan, ist der Mangel an Aufsicht durch die Regierung und unabhängige Instanzen von Generalkontroll-Behörde identifiziert worden als hinderlicher Faktor für die Sicherheit der AKWs.

Nehmt den Fall Koodankulam. Das einzige Problem, das unsere Parlamentarier zu beschäftigen scheint, ist das vorgeschlagene Datum der Inbetriebnahme – als ob diese 1000 MW mehr als andere 1000 MWs dieses Land aus dem dunklen Zeitalter führen könnten. Die Gesetzgeber werfen diese Frage immer wieder auf. Und der Minister Narayanasamy gibt unbeeindruckt seine Standard-Anwort von sich: Der Fortschritt im Werk wird auf den Tag genau vorhergesagt, ja, in 15 Tagen wird begonnen, wenn die Atomaufsichtsbehörde (AERB) ihr engdültiges ok gibt. Wenn die AERB wirklich unabhängig ist, wie kann das Herr Narayanasamy so genau wissen – nicht einmal, sondern schon 16 Mal in den vergangenen 18 Monaten?

Aber die Erklärung des Ministers ignoriert eine wichtige Tatsache. Die Koodankulam Reaktoren 1 und 2 haben keine gültige Erlaubnis von der Küsten-Aufsichts-Behörde. Im vergangenen November hat das Atomenergie-Unternehmen India Ltd. (NPCIL) knurrend dem Obersten Gericht gegenüber zugegeben, dass sie mit dem Bau begonnen haben ohne die gesetzmäßige Umwelterlaubnis. Auch für den bereits gebauten Deich und die Pier gibt es keine Erlaubnis.

Der fehlende Hinweis des Ministers auf die fehlenden Papiere legt die mangelnde Rücksicht der höchsten Behörde des Landes gegenüber den Umweltgesetzen offen.

Ohne Rücksicht auf die neuen Gesetze von 2011 ist die NPCIL einfach nach den längst überholten Gesetzen von 1991 vorgegangen. Dadurch sind die Bewerbungen rechtlich ungültig in vielfacher Hinsicht. Die Unterlagen für die Reaktoren 1 und 2 stützen sich auf Unterlagen, die von den Engineers India Ltd für die Reaktoren 3 und 6 gemacht wurden. Für 1 und 2 gibt es überhaupt keine Studien. Aber es geht weiter. Die Regeln verlangen, dass Untersuchungen nur von beglaubigten Experten gemacht werden können. Die Engineers India Ltd hat diese Beglaubigung nicht. Und schließlich ist da noch die Frage, sich auf erloschene Gesetze zu stützen, um eine Erlaubnis zu erhalten.
[Unter diesen haarsträubenden Bedingungen hat der Atombetreiber einfach drauflosgebaut und 2 Reaktoren direkt an den Strand geknallt und hat Deiche und Piers gebaut. Die Folgen waren: ernsthafte Erosion an der Küste.]

Die zurückweichende Küstenlinie von Idinthakarai ist der Beweis. An dem knappen Strandstreifen von Idinthakarai liegen die Boote dicht gedrängt und am Ende der Reihe sitzen die Fischer eng beisammen, um ihre Fische zu sortieren und die Netze zu reparieren. Einen Steinwurf entfernt stehen die Häuser.

Am Ostende des Dorfes reicht das Land ins Meer hinaus und weicht dann Richtung Thomaiyarpuram zurück. Vor ein paar Jahren konnten die Familien noch zum Picknick nach Thomaiyarpuram laufen. Aber inzwischen ist das Land von der Strömung weggerissen worden.

„Das musste passieren. Das ist durch die Pier und Deiche verursacht worden. Bald werden auch unsere Häuser von dem Meer verschlungen werden“, sagt der Fischer U. P. Rayappan. „Bei Stürmen wird es noch mehr Schäden geben, weil die Deiche die Meeresströmung in unsere Richtung leiten.“

[Auf diese Gefahren ist die Regierung von Tamil Nadu schon vor zehn Jahren hingewiesen worden. Es wurden von der Umweltbehörde eingehende Studien und Untersuchungen gefordert. Nichts davon ist geschehen. Stattdessen haben ungeordnete Behörden Erlaubnis-Papiere ausgehändigt – für wieviel weiß man nicht – und die Atombetreiber schufen ein fait accompli.

Obendrein werden nun die Demonstranten aus all den Dörfern in der Umgebung, deren Lebensgrundlage, deren Besitz an Häusern und Grundstücken aufs Gröbste gefährdet ist, von der Polizei zusammengeknüppelt und wahllos hinter Gitter gebracht.
Sie demonstrieren zu Tausenden

Es sind diese Demonstranten, Bauern, Fischer, einfache Leute, von denen viele nicht einmal lesen und schreiben lernen konnten, die sich aber sehr gründlich über Fukushima informiert haben, die genau wissen, wie die Atombetreiber in Japan gelogen und betrogen haben, und jetzt sich davor drücken, wenigstens den materiellen Schaden zu bezahlen. Die Gesundheit all der Tausende – deren Zahl ständig wächst – kann ja nicht einmal mit Geld aufgewogen werden.]


Quelle - källa - source

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen