Donnerstag, 15. Dezember 2011

Bericht über die Wissenschaftliche Konferenz am 8. Oktober 2011


Seit vielen Jahren haben viele Menschen sich genau mit diesen auf der vom Freidenker-Verband veranstalteten Konferenz aufgegriffenen Fragen befasst. Daher werde ich die kurzen Zusammenfassungen der einzelnen Beiträge hier in drei Folgen veröffentlichen. Man kann sie auf dem unten angegebenen Link auch als PDF herunterladen und im nächsten Jahr, wenn sie komplett veröffentlicht worden sind, auch als Buch kaufen.
I  
Zweifel und Kritik an Fortschritt, Wissenschaft und Technik

- im Dienst des Menschen?

- Bedrohung?

- Zementierung der Unterdrückung?

Die Konferenz fand in der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden statt.

Veranstalter:

Verbandsvorstand und Landesverband Sachsen des Deutschen Freidenker-Vebandes in Zusammenarbeit mit Tageszeitung junge Welt, Kuratorium Ostdeutscher Verbände sowie deren Mitgliedsverbände GBM und GRH

Die Referenten und ihre Themen
:

Klaus Hartmann, Verbandsvorsitzender, Offenbach
Machtpolitik, Klassenfragen, Gewinner und Opfer

Dr. phil. habil. Horst Schild, Referent im Verbandsvorstand, Dresden
Wissenschaft – Technik – Weltanschauung. Einige Anmerkungen.

Prof. Dr. Herbert Hörz, Mitglied der Leibniz-Sozietät, Berlin
Gesellschaftssystem – Moralkodex und Verantwortung der Wissenschaftler

Prof. Dr. Gisela Jacobasch, Mitglied der Leibniz-Sozietät, Wandlitz
Ernährung, Gentechnologie, Monsanto

Prof. Dr. Dr. Ernst Woit, Dresden
Hightech – Militarismus und neues Söldnertum

Helmut Dunkhase, Berlin
IT – Chancen für die Planwirtschaft

Prof. Dr. Lothar Kolditz, Mitglied der Leibniz-Sozietät, Fürstenberg/Havel
Energiebedarf und das Ende der Ölzeit (schriftlicher Beitrag zur Konferenz)

Zum Thema wurden Antworten gesucht auf die Frage:

Cui bono? Oder – wem dient der Wissenschaftler – wem nützt die Wissenschaft?

Der rote Faden war bestimmt von der Kritik am gegenwärtigen Gesellschaftssystem in Deutschland. Unter den bestehenden Machtverhältnissen werden Wissenschaft sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hauptsächlich zur Sicherung maximaler Profite und für die Erfüllung politischer und militärischer Ziele missbraucht.

Die Referate und Diskussionsbeiträge werden in eine 2012 erscheinende Publikation des Verbandes aufgenommen und sind dann dort vollständig nachzulesen. Zwecks einer schnelleren Information veröffentlichen wir eine Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte der Referate an dieser Stelle.

Der Vorsitzende des Freidenker-Verbandes Klaus Hartmann analysiert eingangs die Ursachen der verbreitete Skepsis und Kritik gegenüber der Wissenschaft. Es sei davon auszugehen, „dass die Kritik an der Wissenschaft in erster Linie der kapitalistischen Form gilt, wie sie uns gegenübertritt, dass sie als Herrschaftsinstrument der Besitzenden wahrgenommen wird. Sie bestimmen gemäß ihrem Profitinteresse, wo es lang geht, und sie bestimmen, in welche Forschung und Entwicklung investiert wird. Sowohl das Erkenntnisinteresse, die Grundlagenforschung, die Forschungsrichtungen und ihre Vertiefung bis zur Entscheidung über Anwendungen liegt alles in ihrer Hand. Da diese Hand für viele Betrachter aber unsichtbar bleibt, werden negative Entwicklungen umstandslos ‚der Wissenschaft‘ als solcher angelastet.“

Davon ausgehend zitiert er aus der programmatischen „Berliner Erklärung“ der Freidenker: „Wir wenden uns entschieden gegen den Missbrauch der Ergebnisse von Wissenschaft und Forschung zum Schaden von Mensch, Natur und Gesellschaft. Die Verantwortung der Wissenschaft, der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beginnt bereits bei der Sinngebung der Wissenschaft als Feld der Arbeit und als gesellschaftliche Institution, bei der Entscheidung über Ziele und Zwecke und bei der Grundlagenforschung. Die dabei entscheidenden Interessen dürfen sich nicht an der profitablen Verwertung, sie müssen sich an den Lebens- und Überlebensinteressen der Menschheit orientieren. Hierzu sind demokratische Entscheidungs- und Kontrollmechanismen unabdingbar.“

Die sozialen, politisch-ökonomischen und klassenmäßigen Bedingungen und Verhältnisse, unter denen sich die Wissenschaftsentwicklung in Deutschland vollzieht, müssen Ausgangspunkt der Analyse und Problemlösung sein, betonte Klaus Hartmann. Dagegen versuchten viele in Umlauf gebrachte Lösungsvorschläge „lediglich aus der kapitalistischen Not eine ökologische Tugend zu machen“. Es werde nicht zur Kenntnis genommen, sondern gezielt verdrängt, dass gerade zur ökologischen Problematik das dialektische und historisch-materialistische Denken des Marxismus die erforderlichen Instrumentarien zur Erfassung und Fundierung der Erkenntnisprozesse im Bereich der Naturwissenschaften liefert.

Besonders für Freidenker bestehe die Aufgabe der Aufklärung darin, gegen die gezielte ideologische Verdummung anzugehen: während „alle Welt über Gefahren und globale Probleme schwadroniert“, werde „das elementare Instrumentarium zu ihrer Bewältigung mit Verachtung gestraft“. Er kritisierte die ‚Abwicklung‘ der DDR-Wissenschaft nach 1989 und des Marxismus-Leninismus als „Staatswissenschaft eines falschen Staates“. Insbesondere das in der DDR erarbeitete Wissenschaftsethos müsse gegen die hirnlosen Ideologen des Antikommunismus verteidigt werden. Er plädierte dafür, das alte Motto „Marx an die Uni!“ wieder zur Aktionslosung zu machen.

Klaus Hartmann resümierte: „Die Aufgabe, Wirtschafts- und Biosphäre in Einklang zu bringen, ist im Rahmen des Kapitalismus unlösbar, da die Profitinteressen der Akteure gesamtgesellschaftlich verantwortliches Handeln ausschließen. Ein System, in dem der Mensch des Menschen Wolf ist, wird auch nicht zu einem qualitativ neuen, sozusagen solidarischen Verhältnis zur Natur finden.

Nur auf der Grundlage gesamtgesellschaftlichen Eigentums der Stoffwechsel-Bedingungen und bei gesamtgesellschaftlicher Planung ist ein haushälterischer Umgang mit den natürlichen Ressourcen in Sinne des Begriffes Ökologie möglich.“

Quelle

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